Alt, aber gültig: Führung beginnt mit Selbstführung

Lassen Sie uns mit der Begriffsdefinition „Selbstführung“ starten. Kurz zusammengefasst ist Selbstführung „der bewusste Einfluss, den Menschen auf ihr eigenes Denken, Fühlen und Handeln ausüben, um ihre Ziele zu erreichen.“ Dazu braucht es keine formale Führungsposition. Selbstführung kann – und soll – von jedem ausgeübt werden. Dafür gibt es kein neues Konzept. Selbstführung existiert in unterschiedlichen Formen schon seit Jahrtausenden, wie eine Zitatsammlung zur Selbstführung belegt. 

In den Neunzigerjahren prägte Charles C. Manz den Begriff „Self-Leadership“.
Zwei Jahrzehnte davor brachte Timothy Gallwey mit ‚The Inner GameSelbststeuerung als Erfolgsbasis in die Sportwelt und in weiterer Folge in die Führungsetagen. 

Dort ist Self-Leadership besonders gefragt. Führungskräfte mit Ergebnis- und Mitarbeiterverantwortung haben Einfluss auf andere. Sie sind Vor- und Spiegelbilder in ihrem Unternehmen. Ihre eigenen Einstellungen, Emotionen und Handlungen färben auf die Umgebung ab. Verantwortung für sich selbst zu übernehmen, ist somit die Pflichtübung für gelungene Führung.  

Interessanterweise finden viele Führungskräfte, dass sie Selbstführung nicht brauchen. Sie meinen, sie stünden an der Spitze und seien damit quasi fertig entwickelt. Doch so wie Sportler ständig trainieren, beobachten, analysieren und ihre Taktiken anpassen, braucht es auch ein permanentes Dranbleiben in der Führung. Die Umstände ändern sich und bisheriges Verhalten kann damit unwirksam werden, ja sogar schaden.  

Tipp 1: Erkennen Sie die Tücken Ihres Autopiloten

Wir alle haben einen Autopiloten in unserem Cockpit. Unser Gehirn filtert in einem unbewussten Prozess Informationen, die auf bisherigen Erfahrungen basieren. Das ist gut so, denn das bietet uns Schutz vor Überreizung und Überforderung. Und ist vor allem dann wichtig, wenn sehr viel auf uns einprasselt. Aktuell sind die Zeiten ja nicht gerade ruhig und gemächlich! Schon gar nicht für Führungskräfte. 

Doch manchmal ist dieser Autopilot falsch programmiert. Unsere Handlungen und Reaktionen passen dann nicht zu den gegebenen Rahmenbedingungen. Wir sind überfordert und bewältigen die Aufgabe nicht mehr angemessen. Alles auf die Umstände zu schieben und keine Verantwortung für das eigene Handeln zu übernehmen, wäre in dieser Situation so, als würde man den Autopiloten sehenden Auges an die Wand fahren lassen.

 

Tipp 2: Starten Sie mit der Selbstwahrnehmung

Schalten Sie den Autopiloten ab, sobald Sie merken, dass Sie überfordert sind! Jetzt ist Selbstwahrnehmung gefragt. Das geht am besten durch Selbstbeobachtung. Nur dadurch erlangen Sie wieder Kontrolle über Ihr Handeln. Analysieren Sie, wann, warum und unter welchen Umständen Sie auf bestimmte Weise reagieren. Machen Sie sich Notizen dazu. Und seien Sie ehrlich zu sich selbst! Beschönigen Sie nichts.  

Warten Sie am besten gar nicht, bis es brenzlig wird, sondern führen Sie regelmäßig diesen Check durch. So erkennen Sie früh, bei welcher Gelegenheit mögliche unpassende Einstellungen und Verhaltensweisen Ihre Wirksamkeit als Führungskraft hemmen könnten. Mehr dazu unter Tipp Nummer 7. 

 

Tipp 3: Führen Sie sich selbst mit Purpose und Ziel

Doch in welche Richtung soll die Veränderung Ihres Verhaltens gehen? Was wollen Sie damit erreichen? Woran erkennen Sie Ihren Führungserfolg? Definieren Sie für sich persönliche Führungsziele. Je spezifischer, umso besser! Die gute alte SMART-Regel kommt hier zum Einsatz. 

Gehen Sie sogar noch einen Schritt weiter und definieren Sie zuerst Ihren Führungspurpose. Warum führen Sie überhaupt? Welche finale Wirkung möchten Sie mit Ihrer Führung erzielen? Mit Ihrem persönlichen Purpose haben Sie einen Leitstern, den Sie auch bei viel Tumult und Action als Orientierung verwenden können. Die operativer formulierten Ziele Ihrer Führungsarbeit bilden dabei die Teilstrecken. 

Die Richtung passt damit sogar dann, wenn sich Teilziele aufgrund von neuen Gegebenheiten ändern und eine „Umfahrung“ nötig wird.  

 

Tipp 4: Stärken Sie Ihre Selbstwirksamkeit

Selbstbewusst auftretende Führungskräfte sind oft zu finden. Doch wie steht es um Ihre Selbstwirksamkeit? Zwei ähnliche Begriffe, deren Bedeutung dennoch unterschiedlich ist. Selbstbewusstsein ist ein recht stabiles Persönlichkeitsmerkmal und wird als allgemeines Kompetenzgefühl beschrieben. 

Selbstwirksamkeit als Führungskraft (englisch: LSE Leadership Self Efficacy) hingegen bezieht sich auf die Einschätzung einer Person zur eigenen Führungskompetenz, also einer speziellen Fähigkeit. Diese kann und wird sich verändern. Studien zeigen, dass Führungskräfte mit stark ausgeprägtem LSE tendenziell erfolgreicher sind. 

Am besten stärken Sie Ihre Selbstwirksamkeit, indem Sie Ihre Führungserfolge sichtbar machen. Was gelingt Ihnen schon gut? Notieren Sie sich auch die kleinen Erfolge. Es ist die Summe der täglich erbrachten Führungsleistung, die Sie voranbringt und nicht ein einzelner heroischer Leadership-Act. 

Notieren Sie am besten auch gleich, welche Ihrer Stärken zum jeweiligen Erfolg beigetragen haben. Das erhöht Ihre Selbstwirksamkeitserwartung. Zugegeben, ein sperriges Wort. Doch damit werden Sie ausdauernder und begegnen Herausforderungen mit einer größeren Gelassenheit.

 

 

Tipp 5: Üben Sie sich in Selbstakzeptanz

Eng verwandt mit der Selbstwirksamkeit ist die Selbstakzeptanz. Sie beutet vor allem, den eigenen Perfektionismus über Bord zu werfen, völlig ehrlich zu sich selbst zu sein und sich ohne Selbstkritik oder Selbstsabotage zu akzeptieren. Allzu oft konzentrieren wir uns auf das Negative an uns selbst. Vielleicht haben Sie das Gefühl, dass Ihre Karriere nicht schnell genug voranschreitet. Sie sind erschöpft von der Menge an Dingen, Sie erledigen müssen und denken, Sie sind nicht in der Lage, die gewünschten Ergebnisse zu liefern. 

Wichtig ist, dass es bei der Selbstakzeptanz nicht nur darum geht, seine Fehler zu akzeptieren, sondern auch anzuerkennen, dass Sie bereits gut genug sind und gleichzeitig jeder immer danach streben kann, ein bisschen besser zu werden. 

 

Tipp 6: Nehmen Sie Selbst-Management wörtlich

Selbstmanagement bedeutet vor allem Selbstdisziplin. Es geht darum, sich selbst zur Verantwortung zu ziehen und sicherzustellen, dass Sie Ihre Zeit und Ressourcen effektiv verwalten. Das bedeutet, dass Sie nicht wie wild darauf losarbeiten und sich mehr und mehr anstrengen, sondern ganz bewusst die richtigen Dinge priorisieren. Die unter Tipp 2 genannten Ziele helfen Ihnen bei dieser Prioritätensetzung.  

Sich Zeit für die eigene Entwicklung zu nehmen, gehört ebenso zu einem guten Selbstmanagement wie sicherzustellen, dass man sich bei der Erledigung wichtiger Arbeitsaufgaben nicht ablenken lässt. 

Beides ist aktuell sehr selten zu finden. Viele Führungskräfte klagen, dass sie keine Zeit haben und mehrfach gebucht sind in Meetings, ja manchmal sogar zwei bis drei Online-Meetings gleichzeitig laufen haben und daneben noch ihre Mails abarbeiten wollen. 

Das ist so, als würden Sie zwei Autos gleichzeitig fahren! Eines davon ist mit einem kaum programmierten Autopiloten unterwegs. Wo das hinführen kann, lesen Sie unter Tipp Nummer 1. 

Erledigen Sie bitte nicht mehrere Dinge gleichzeitig und trainieren Sie, mit dieser Gewohnheit zu brechen! Blockieren Sie bestimmte Zeiten und setzen Sie bewusst Zeitfenster. Dies ermöglicht den tiefen Fokus, den Sie brauchen, um auf lange Sicht eine viel effektivere Führungskraft zu werden. 

Meine Blogartikel über die effektive Steuerung der Verantwortungsbereiche und Organisation in der Praxis liefern weiteren Input.

 

Tipp 7: Machen Sie Selbstreflexion zur Selbstverständlichkeit

Reflexion ist ein wesentlicher Bestandteil der Selbstführung. Wenn Sie sich regelmäßig Zeit zur Selbstreflexion nehmen, bleiben Sie mit Ihren Prioritäten und Werten im Einklang und können Ihre Verbesserungs- und Wachstumschancen erkennen

Was Sie für eine erfolgreiche Selbstführung noch tun können?

  • Lassen Sie sich von Keynote Speaker Tanveer Naaser zu Selbstreflexionsfragen anregen.
  • Nützen Sie regelmäßig das sogenannte Journaling, damit es nicht bei einer Einmalübung bleibt. Dabei reflektieren Sie täglich anhand von Leitfragen Ihre Einstellungen, Ihre Gefühle und Ihr Verhalten und halten das Wichtigste schriftlich fest. Die Harvard Business Review hat dem Leadership Journaling einen eigenen Beitrag gewidmet, der sich sehr gut als konkrete Anleitung eignet.  
  • Durchleuchten Sie Ihre Emotionale Agilität! Erkennen Sie Ihre Muster und schenken Sie Ihren Gefühlen mehr Aufmerksamkeit. Und: Gehen Sie es schrittweise – dennoch am besten sofort – an. So steigt die Chance auf echte Veränderung.

 

Viel Erfolg!

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